Der Mozart von Münster
Christoph Maillard sitzt in seinem Zimmer auf Gut Kinderhaus am Keyboard und spielt „Imagine“ von John Lennon. Das Klavierspielen ist seine Leidenschaft und darf bei keiner Feier fehlen. Früher habe er auch viel mit seinem Bruder musiziert – er am Klavier, sein Bruder am Banjo.

Der 70-Jährige erzählt gerne von dieser Zeit – von den vielen Reisen, die er mit seiner Mutter, den Eltern, seinem Bruder und später auch mit Westfalenfleiß unternommen hat. An die Reisen nach Dänemark, Texel, ins Emsland, in die Zoom-Erlebniswelt nach Gelsenkirchen oder den Konzertbesuch bei seiner Lieblingssängerin Gabi Albrecht in der Halle Münsterland erinnert sich Christoph Maillard gerne und in vielen Einzelheiten – genauso wie an das Jahrhunderthochwasser am 28. Juli 2014, als das ganze Erdgeschoss von Gut Kinderhaus unter Wasser stand. „Da war Wasser, so weit das Auge reichte.“
Die Einladungskarte zu seinem 70. Geburtstag zeigt ihn im Mozart-Kostüm. „Der Münsteraner Mozart lädt ein“ steht drauf. Eingeladen waren Mitbewohner, Familie, die frühere Fachkraft Marie Theres und der Rudi, ein alter Schulfreund aus dem Gymnasium.
Ja, das Leben des gebürtigen Münsteraners verlief zunächst recht normal: Er besuchte das Gymnasium und ging anschließend zur Handelsschule. Doch zunehmend entwickelte er Zwangshandlungen – vermutlich eine Spätfolge einer Sauerstoffunterversorgung während der Geburt. 16 Jahre lebte er in der LWL-Klinik für Psychiatrie – eine Zeit, an die der 70-Jährige nicht gerne zurückdenkt.
1980 begann er in der Schreinerei von Westfalenfleiß, später arbeitete er mit viel Ehrgeiz in der Werkstatt für Montage und Verpackung. 1995 ist er einer der ersten Bewohner des Neubaus auf Gut Kinderhaus. Die Zwänge seinen heute nicht mehr so schlimm. Und die Mitbewohner seien auch nett. Aber einen sehnlichsten Wunsch habe er noch: „Einmal das Grab seines Bruders in Anholt besuchen“, denn der ist vor zwei Jahren leider verstorben.
