Pionierin der Selbstständigkeit
Bei Fremden sei sie immer erstmal zurückhaltend, hatte ihre Vertrauensperson Lars Schröder vorab über Monika Krieger berichtet. Das liege an den schlechten Erfahrungen, die sie als Heimkind in ihrer Kindheit und Jugend gemacht hat.
Und so war sie auch anfangs in der Westfalenfleiß-Wohnstätte Haus Gremmendorf Ende der 1980er-Jahre erstmal reserviert, erzählt die heute 73-Jährige. Sie wollte raus aus ihrer damaligen Unterkunft bei einem anderen Träger und bewarb sich deshalb bei Westfalenfleiß.

Der damalige Hausleiter Richard Kretschmann habe mit ihr geübt, sich auf andere einzulassen, sagt sie – mit Erfolg: Sie kam schnell in eine Wohngruppe mit viel Selbstständigkeit, arbeitete in der Hauswirtschaft des Hauses und wechselte später ins dezentrale Wohnen. Vor allem beim gemeinsamen Kochen brachte sich Monika Krieger ein.
Bei einer Karnevals-Feier Anfang der 2000er-Jahre kam sie mit ihrem heutigen Mann Michael zusammen, der ebenfalls in Haus Gremmendorf wohnte. „Ich habe ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, mit mir zu gehen, und er hat ‚ja‘ gesagt. Dann haben wir angestoßen und getanzt“, erinnert sich Monika mit glänzenden Augen.
2003 war Monika Krieger die erste Nutzerin des neuen Ambulant unterstützen Wohnens (AUW) mit anfangs zehn Fachleistungsstunden. Probleme, allein zurechtzukommen, hatte sie von Anfang an keine – im Gegenteil: „Ich war genervt, dass immer jemand kam“, erinnert sie sich schmunzelnd.
2008 zog sie mit Freund Michael zusammen. Geheiratet haben die beiden 2017, mit großer Hochzeitsfeier im AUW.
Seit 2013 genießt sie ihre Rente und kommt noch etwa alle zwei Wochen an den Kesslerweg, zum offenen Treff oder zu Freizeitangeboten des AUW. Mit vier Fachleistungsstunden unterstützt sie das AUW noch, mit Gesprächen oder bei Arzt- oder Behördengängen. Weitere Ziele? Reisen? „Nein“, sagt Monika, „Meine Vögel lasse ich nicht allein".
