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Das Speckbrett und der Schläger:

„Made in Münster“ – das Original von Westfalenfleiß

Wer in Münster lebt, kennt Speckbrett. Der Rückschlagsport mit dem hölzernen Schläger gehört zur Stadt wie der Aasee oder der Prinzipalmarkt. Gespielt wird draußen, auf Asche oder Asphalt, mit einem Tennisball – und mit einem Brett, das so nur in Münster verwendet wird: dem Speckbrettschläger. Der Begriff leitet sich vom ursprünglichen Schläger ab: einem hölzernen Speckbrett (Küchenbrett zum Speckschneiden), mit dem die ersten Partien gespielt wurden.
 

Was viele nicht wissen: Dieser besondere Schläger wird von Westfalenfleiß in Münster gefertigt. In den Werkstätten des Unternehmens entstehen seit Jahrzehnten die wohl bekanntesten Schläger der Stadt – handgefertigt von Menschen mit Behinderung. Sie haben sich in Münster zum Aushängeschild eines echten Kultsports entwickelt. Und damit beginnt eine Geschichte, die weiter zurückreicht, als man denkt.

Alles beginnt im Schwarzwald – und wird ein Münsteraner Original

Die Wurzeln des Spiels reichen zurück ins Jahr 1929: Eine Gruppe Münsteraner Jugendlicher aus der Schwimmvereinigung Münster von 1891 e.V. (SV Münster 91) – weilte in einem Ferienlager am Titisee im Schwarzwald. Weil sie keine Tennisschläger dabeihatten, griffen sie zu ihren hölzernen Schneidebrettern – sogenannten „Speckbrettern“ – und begannen, sich einen Tennisball über ein Netz zu spielen.

Was dort auf einer Wiese entstand, nahm nach der Rückkehr nach Münster schnell Fahrt auf. Bereits 1930 wurden die ersten Speckbrettplätze auf dem Vereinsgelände der Schwimmvereinigung Münster 91 gebaut. Damit war der Grundstein für eine münstersche Sporttradition gelegt.

Zunächst blieb das Speckbrettspiel ein vereinsinterner Spaß der Schwimmer und ihrer Freunde. Man spielte mit tatsächlichen Küchenbrettern oder einfachen Holzplatten; an Netz und Platz orientierte man sich am Tennis. Dass das Spiel sich überhaupt halten konnte, lag auch daran, dass es eine preisgünstige Alternative zum „weißen Sport“ Tennis bot. 

Anders als teure Tennisschläger mussten die Holzschläger nie bespannt werden und waren äußerst robust – ein Speckbrettschläger hält praktisch ewig und verursacht kaum laufende Kosten. In den Folgejahren wurde das Spiel zu einem festen Bestandteil der städtischen Freizeitkultur. Zunächst im Verein, später auch auf öffentlichen Plätzen, entwickelte sich Speckbrett zu einer ur-münsterschen Sportart.

Als Tennis boomte, spielte Münster mit dem Brett

In den 1960er-Jahren legte die Stadt Münster erste öffentliche Speckbrettplätze an, zum Beispiel auf der Sentruper Höhe. 1968 fand die erste offene Stadtmeisterschaft statt – von da an durfte sich der oder die Beste jedes Jahr auch inoffiziell „Weltmeister*in“ nennen. Denn außerhalb Münsters kannte man diesen Sport kaum.

Die große Blütezeit kam in den 1980er-Jahren: Münster steckte mitten im Tennisfieber – doch viele griffen lieber zum Speckbrett. Es war günstiger, robuster und, wie viele meinten, unterhaltsamer. Auf den Plätzen wurde täglich gespielt, die Wartelisten waren voll, und die Turniere zogen Hunderte Zuschauer*innen an.

Und mittendrin: Schläger aus der Werkstatt

Parallel zur wachsenden Beliebtheit entstand ein neuer Bedarf: verlässliche, gut spielbare Schläger mussten her. Hier kommt Westfalenfleiß ins Spiel. Als inklusives Unternehmen begannen wir damit, Speckbrettschläger in unserer Schreinerei herzustellen. Gefertigt in Handarbeit, aus robustem Holz, mit den typischen Löchern zur Gewichtsreduzierung – ein Schläger „Made in Münster“.

Seitdem sind unsere Bretter fester Bestandteil der lokalen Szene. Wer in Münster Speckbrett spielt, kennt den Schläger von Westfalenfleiß. Er wird nicht nur über den unseren Online-Shop vertrieben, sondern ist auch im lokalen Handel erhältlich, etwa bei Homebeis in der Aegidiistraße. Ob in diesen kleinen Läden, auf den Plätzen oder sogar an der RATIO-Tankstelle in Gievenbeck – unsere Speckbrettschläger gehören zum Stadtbild.

Und sie sind mehr als nur Sportgerät: Sie verbinden Handwerk mit Teilhabe. Jeder Schläger erzählt eine kleine Geschichte – von Menschen, die mit Engagement und Sorgfalt ein Stück Sportkultur mitgestalten. Dass sie dabei Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung sichern, macht das Produkt umso besonderer.

Gemeinschaft, Bewegung – und ein kleiner Aufschwung

Nach dem Boom der 80er-Jahre wurde es ruhiger um das Speckbrettspiel. Doch in den letzten Jahren erlebte die Sportart ein echtes Comeback. Eine neue Generation junger Münsteraner*innen entdeckte das Spiel für sich – mit eigenen Ligen, offenen Treffs und Turnieren. Auch Westfalenfleiß ist dabei bis heute präsent: als Hersteller, als Partner bei Turnieren und als Teil der Bewegung. Schläger werden gespendet, bei Turnieren verlost, oder einfach weitergereicht – und spielen dabei immer auch ein Teil Sportgeschichte von Münster mit.

Ein Sport, der bleibt – und ein Schläger, der dazugehört.